Indonesien

02.06. – 30.06.24 Komodo-Sumbawa

Heute, am 2.6., ist es soweit. Unser alter Freund Frank landet auf dem Flughafen Lambuan Bajo und schon kurze Zeit später sitzen wir an Bord und schwatzen bei einem guten Bier. Frank hat uns nicht nur die üblichen Ersatzteile mitgebracht, sondern auch viele schöne Sachen, die wir schon lange nicht mehr bekommen konnten: Marzipan, guten Käse, ja und sogar frischen Spargel aus Brandenburg. Wie schön, dass der Zoll dies nicht alles kassiert hat! Bezüglich des Abendessens gibt es nun keine Fragen mehr: Spargel bis zur letzten Stange! Was für ein Genuss!

Am nächsten Tage brechen wir dann auf in den Komodo-Nationalpark. Die Entfernungen sind nicht so gewaltig, so können wir auch bei kaum vorhandenem Wind entspannt der nächsten Insel entgegensegeln. Die vom Segelhandbuch Indonesien vorgeschlagene Ankerbucht ist leider gut gefüllt mit Touristenbooten und so verziehen wir uns in die Nachbarbucht. Allerdings weist uns ein indonesischer Fischer darauf hin, dass hier Ankern nicht erlaubt ist und so kehren wir zurück in die ursprüngliche Bucht. Der Anker ist gerade unten, da taucht im wahrsten Sinne des Wortes ein hysterischer Tauch-Guide auf und beschimpft uns ohne unsere Meinung anzuhören, dass wir an seinem Tauchplatz nicht zu ankern hätten. Natürlich ist dies kein indonesischer Landsmann, die wir immer freundlich und zurückhaltend erlebt haben, sondern ein vermutlich italienischer Choleriker, der in einem der vielen Tauchshops arbeitet. Am Rande sei vermerkt, dass der Platz in der Karte nicht als Tauchplatz markiert ist, dass auch andere Boote da ankerten, dass der Ankerplatz in einem offiziellen Segelführer als solcher ausgewiesen war, dass uns sein Tauchboot nicht auf das Vorhandensein von Tauchern an dieser Stelle hingewiesen hat und dass dieses Boot auch nicht die vorgeschriebene Fahne für Taucher im Wasser aufwies. Trotzdem kommt er noch einmal nach Ende des Tauchganges zu unserem Boot, beschimpft uns unflätig und droht mit Bußgeldern und Todesstrafe. Falls mal jemand in diese Gegend kommt und dort die Dienste eines Tauchladens in Anspruch nehmen will: Man hüte sich vor der „Twin-Islands-Dive“-Agentur! Später zeigt uns ein freundlicher indonesischer Landsmann einen ruhigen und schöneren Platz, wo wir einen wunderbaren Abend verbringen.

Am nächsten Tage geht es weiter zur Hauptinsel Komodo. Überall trifft man auf Boote mit Tauchern, Tagesausflüglern oder anderen Besuchern. Ist ja eigentlich nicht unser favorisierter Platz, normalerweise versuchen wir diese Orte eher zu meiden.

Der freundliche Mann des gestrigen Tages hatte uns seinen Kontakt gegeben und will mit uns eine Wanderung durch die nähere Umgebung machen, um die berühmten Komodo-Warane zu sehen. Wir sind froh, dass wir dies nicht auf eigene Faust gemacht haben, sind doch die bis zu 3 Meter großen nachtaktiven Tiere, die jetzt am Vormittag meist schlafen, kaum von Baumstämmen zu unterscheiden. Wir alle, auch unser Guide mit seinen zwei vorgeschriebenen Helfern, haben Respekt vor den als aggressiv bekannten Tieren und halten etwas Abstand. Vor ein paar Jahren hatte es einen Todesfall hier gegeben: Ein kleines Schulmädchen wurde von einem Tier gebissen und starb einige Tage später vermutlich durch das Gift, mit welchem die Tiere ihre Opfer töten. Wir überleben und sind schwer beeindruckt.

Die nächsten Tage ziehen wir noch durch ein paar stillere Buchten und genießen die schöne Über- und Unterwasserwelt. Es ist wunderbar, mit unserem Besuch so entspannte Tage zu erleben! Dann müssen wir auch schon wieder zurück nach Labuan Bajo, da Frank demnächst von hier wieder nach Hause fliegen muss. Ein paar Tage bleiben aber noch und so testen wir die Kneipenlandschaft des Ortes. Labuan Bajo hat sich den touristischen Erfordernissen gebeugt und weist Indonesien-untypisch eine relativ gepflegte Bummelmeile mit Cafés, Restaurants und kleineren Läden auf. Während man in anderen Orten selten ein Lokal findet, welches auch Bier verkauft, wird hier überall das gute Bintang-Bier ausgeschenkt. Was wohl der Imam aus der großen Moschee nebenan (welche übrigens erkennbar an den Reklameinschriften von einer großen indonesischen Bank gesponsort wird) wohl drüber denkt?

Und dann ist es auch schon soweit! Wir verabschieden traurig unseren Freund und sind wieder auf uns allein gestellt. Es werden noch die entstandenen Lücken im Segelschiff Esmeralda mit Nahrungsmitteln und Bier aufgefüllt und dann geht es wieder los. Den Komodo-Nationalpark umfahren wir diesmal großzügig, finden doch aber tatsächlich eine der schönsten Buchten der letzten Zeit im Norden von Komodo. Hier sind wir allein und können uns von der manchmal etwas überbordenden Freundlichkeit der Indonesier erholen. Auch die Ankerplätze der nächsten Insel (Banta) sind ebenso ruhig. Wir gehen hier in Eigenregie mal wieder tauchen und erklimmen die Bergwelt der Insel.

Für den Sprung zur nächsten größeren Insel (Sumbawa) gibt es endlich auch mal wieder einen kräftigen Wind aus der richtigen Richtung. Segelfreude von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Der Anker fällt nördlich der größeren Stadt Bima, welche wir dann eigentlich am nächsten Tag beglücken wollen. Doch an diesem nächsten Tage weht es recht kräftig aus Süd. Wir müssten die fehlenden 10 Meilen in der schmalen Bucht, welche anscheinend den Wind auch bündelt, gegenan stampfen und hätten dann auch nur Aussicht auf einen vermutlich sehr windigen (und damit unsicheren) Ankerplatz. So wenden wir uns lieber gen Westen und versuchen Strecke in Richtung Gager/Insel Rügen gutzumachen.

Der Abend findet uns dann ankernd vor dem kleinen Dorf Kilo, welches wir natürlich am folgenden Tage beehren. Anscheinend ist die Begrüßungsformation des Dorfes Kilo für uns angetreten; jedenfalls werden wir mit großem Hallo begrüßt. Per Moped bringt man uns zum Obst- und Gemüsemarkt, danach verabschieden wir uns erst einmal für einen Rundgang um und durch den Ort. Wir sehen eine große Kolonie von Flughunden, die an Ästen hängend überwiegend schlafen.

Immer wieder halten Mopedfahrer (zu Fuß sind wirklich nur wir unterwegs), fragen uns aus und machen das obligatorische Foto mit den weißhäutigen Außerirdischen. Am Abend dieses Tages sind dann unsere Konterfeis in vielen dutzenden Fernsprechgeräten gespeichert. Irgendwer hat auch Udin, den Dorflehrer, über unser Erscheinen informiert. Er taucht auf, als wir gerade mit einigen Einheimischen am Strande den fröhlichen Gedankenaustausch in für den Gegenpart unverständlichen Sprachen üben und überrascht uns mit perfekten Englisch-Kenntnissen. Wir erfahren nun viel über das Leben hier.  Jeder Schüler, den wir treffen, wird ermuntert, in englischer Sprache sich mit uns zu unterhalten (zuletzt natürlich gibt´s immer ein Foto) und wir hören von seinem Projekt, gemeinsam mit seinen Schülern ein Müllvermeidungs- und -Müllbewältigungskonzept zu erarbeiten. Das interessiert uns natürlich, ist doch der überall herumliegende und – schwimmende Müll ein riesiges Ärgernis! So kommen wir am späten Nachmittag in Udins Garten mit vielen Schülern zusammen und wir freuen uns, dieses Projekt wenigstens finanziell etwas unterstützen zu können.

Am nächsten Tage – es sind gerade Ferien- kommen wir wieder zusammen und Udin führt uns durch eine Zwiebel- und Maisplantage. Später essen wir gemeinsam in einem Bakso, einer indonesischen Suppenküche. Mit dabei ist auch seine Nichte Melinda, welche auch dank guter Sprachkenntnisse sich bestens mit uns verständigen kann. Leider ist ja die indonesische Sprache so völlig verschieden von den europäischen, dass es uns bisher nicht gelungen ist, mehr als ein paar höfliche Worte in unseren Köpfen zu behalten.

Udin und Melinda sind beide sehr gläubige Moslems und so unterhalten wir uns viel über den Islam und die Regeln, die sich für muslimische Menschen ergeben. Udin steht jeden Tag um 4 Uhr morgens auf, um rechtzeitig eine Stunde vor Sonnenaufgang zum Morgengebet in der Moschee zu erscheinen. Unsere Freunde sind sehr erstaunt, als wir auf direkte Anfrage von den eher laxen Regeln der deutschen Christen berichten. Auch dass (wenigstens für uns Beide) nicht die Chance eines weiteren Lebens nach dem Tode existiert, löst Verwunderung aus.

 Mehr und mehr stellt sich für uns während des Gesprächs die Frage nach der Sinnhaftigkeit der muslimischen Gebote!

Hier ein paar Beispiele:

Frauen dürfen nicht in die Moschee und müssen zum Gebet nicht nur wie üblich das Haar oder auch das Gesicht durch die Hijab oder Burka verhüllen, sondern auch Füße und Hände müssen bedeckt sein. Darum tragen viele Frauen auch in der Hitze Handschuhe.

Auf der Straße muss man aus religiösen Gründen rechts laufen (oder war es links?).

Frauen dürfen normalerweise nicht von Männern berührt werden, die nicht zur Familie gehören. Somit ist sogar Handreichung bei Begrüßung oder zur Hilfeleistung nicht statthaft.

Mindestens 3x am Tage muss gebetet werden, was in speziellen Räumlichkeiten zu erfolgen hat. So sahen wir in Einkaufstempeln o.ä. Hinweise auf Gebetsräume.

Unreine Tiere (das sind alle Tiere, die fleischfressend sind) werden nicht gegessen und auch nicht als Haustiere gehalten. Hunde sind bestenfalls wegen ihrer Wachfunktion außerhalb des Hauses akzeptabel.

Wir sind beruhigt, dass im Gegensatz zum eher christlichen Ambon (siehe dort) hier wenigstens keine Hunde gegrillt werden.

Trotz diesen für uns recht unverständlichen Regeln sind uns Undin, Melinda und deren große Familie (die wir auf den Gängen durch das Dorf alle kennen lernen) sehr sympathisch. Zum Abschied laden wir Udin, Melinda und deren Mutter zum Kaffee auf das Boot ein. Wir sind etwas verunsichert: Darf man nun der Mutter beim Einsteigen in das Dinghy die Hand reichen? Ach, warum muss das alles so kompliziert sein. Das Bauchgefühl sagt, dass Höflichkeit vor abstrusen religiösen Regeln geht und so ist das hoffentlich in Ordnung.

Die Gäste haben für die weiblichen Crewmitglieder eine Hijab als Geschenk mitgebracht, welche dann auch tapfer getragen wird. Aber „oben ohne“ finden wir hinterher dann doch wieder schöner…

Auch die Verköstigung gestaltet sich etwas kompliziert. Kaffee trinkt man nur morgens (gut, gibt es eben Wasser) und der von der Bordbäckerei noch extra erschaffene Kuchen wird leider nur von Melinda gegessen. Vermutlich gibt es Ängste, das alles nicht halal (also frei von tierischen Zutaten unreiner Tiere ist)? So bleibt für uns mehr übrig! Auch gut! Erstaunen löst aus, dass die Küchenarbeit von der männlichen Besatzung übernommen wird. Das ist hierzulande unüblich!

Zum Abschied sind wir alle recht traurig. Selten konnten wir so tief in die Familienwelt eines fremden Landes eindringen und dass gerade eine muslimische Familie uns auch so ins Herz geschlossen hatte, ist dann sicher auch kein Zufall. Gerade der tiefe Glauben dürfte zur Redlichkeit und Freundlichkeit den Mitbürgern gegenüber beitragen.

Weiter geht es nun nach Kananga. Hier lockt die Insel Satonda: Eigentlich nur ein Vulkan, der als Caldera einen riesigen See umschließt. Wir umwandern den See, bis der Weg endet und gehen dann dort auch baden.

Gerne würden wir auch den Vulkan Tambora besteigen, der hier in der Nähe unübersehbar thront. Dieser Vulkan erlangte Berühmtheit durch seinen gewaltigen Ausbruch im Jahre 1815. Die Aschemassen waren so gewaltig, dass das Jahr 1816 als das Jahr ohne Sommer in die Geschichte einging. 140 Milliarden Tonnen Asche verdunkelten langfristig die Sonne, die Explosionen waren noch in Entfernungen von 2000-3000 km zu vernehmen. Letztendlich starben durch diesen mächtigsten Vulkanausbruch seit tausenden Jahren eine nicht zu beziffernde große Zahl von Menschen sowohl direkt durch die Eruption wie auch weltweit durch Missernten und daraus folgenden Hungersnöten. Andererseits sollen die Farbspektakel bei Sonnenuntergängen in dieser Zeit Maler wie zum Beispiel Casper David Friedrich oder William Turner zu ihren Bildern inspiriert haben.

Ja, da würden wir gerne hin. Allerdings ist der Auf- und Abstieg nur in 3 Tagen zu bewältigen. Unser Ankerplatz vor Kananga ist jedoch zu unsicher als dass wir es wagen würden, das Boot so lange allein zu lassen. Schade!

Dafür lockt nun der nächste Ankerplatz, die Insel Moyo. Eine kleine Bucht mit einem Resort und ein paar wenigen Häusern bietet mäßigen Schutz vor dem böigen Wind mit über 20 Knoten. Gerne wollen wir den Wasserfall Diwu mba´i am nächsten Tag besuchen. Der Ausgangsort Lambua Haji ist ein paar Meilen entfernt und so versuchen wir schon am Abend im Dorf eine Transportmöglichkeit zu ergattern. Die Verständigung ist hochgradig kompliziert, fehlendes Internet gibt auch nicht die Möglichkeit der Übersetzung. Aber irgendwie scheinen wir uns zu verstehen. Später am Abend kommt dann noch der Dorf-Chef zu uns gepaddelt und bestätigt noch einmal den Treffpunkt und die Abfahrtzeit.

Nach langer Zeit in stillen Buchten bzw. vor Dörfern mit geringer Infrastruktur zieht es uns nun mal wieder in ein Restaurant. Mit dem Dinghy fahren wir in das Resort und fragen höflich, ob man uns wohl aufnehmen würde. Klar, sehr gerne! Das Abendessen würde pro Person 110 Dollar kosten, Getränke natürlich extra. Wir sind erschüttert! Diese Preise gehen so eklatant am indonesischen Standard, wo man schon für 2-3 Doller recht gut essen kann, vorbei, dass wir nur ein Bier trinken und dann lieber die auch nicht schlechtere Bordküche des Segelschiffes Esmeralda beehren. So was!

Am nächsten Morgen sind wir pünktlich am Treffpunkt. Zwei junge Männer verfrachten uns auf die Moped-Rückbank und schon geht es los. Großer Gott! Auf und ab und kreuz und quer. So sind wir noch nie durch die Gegend gefahren worden. Der „Weg“ ist ein schmaler Pfad, welcher über Steinschotter und Strandsand führt. Die Hoffnung, dass doch jetzt irgendwann der Weg kommen müsste, stirbt nach einer Stunde, als wir mit zitternden Knien vom Moped steigen. Unsere heroischen Fahrer bleiben jetzt bei einer Familie und wir machen uns auf die Wanderung. Nach dem Wasserfall ist der Weg schnell verschwunden. Wir kämpfen uns weiter vorwärts, immer wieder den Fluss querend. Kapuziner-Affen beobachten die Eindringlinge und machen reichlich Spektakel. Als es nicht mehr weiter zu gehen scheint, nehmen wir ein ausgiebiges Süßwasserbad und treten den Rückweg an.

Später fahren wir mit unseren Chauffeuren wieder zurück. Da wir nun wissen, was uns erwartet, scheint der Rückweg erträglicher. Wiederholen müssen wir das aber nicht noch einmal! Ein tapferer Fahrer klettert für uns noch ohne Hilfsmittel (!), so als hätte er heute nicht schon genug für die Menschheit getan, auf eine 20 Meter hohe Palme und versorgt uns mit Trink-Nüssen. Dann geht es zurück aufs Boot. Erholung! Für morgen haben wir uns mit dem Dorf-Chef verabredet. Er will mit uns in eine Fledermaus-Höhle und dabei uns auch die Siedlung zeigen.

Die Höhle, die wir dann nach einer Stunde Wanderung erreichen, ist ungefähr 80 Meter lang und 4 Meter hoch. Hier wohnen tausende Fledermäuse, dicht an dicht von der Decke hängend. Durch uns aufgescheucht, entsteht natürlich eine Unruhe größten Ausmaßes. Außerdem gibt es an verschiedenen Plätzen noch Boas zu sehen, die sich von den Fledermäusen ernähren. Boas sind Würgeschlangen und so kann man bei fast jeder ein Beutetier in der Umklammerung finden.

Sehr beeindruckt geht’s zurück. Der Dorf-Chef zeigt uns noch sein Haus, welches wie fast überall in Indonesien nur zum Schlafen dient und beschenkt uns mit Auberginen, Bittermelonen und einer Papaya. Nun gilt es mal wieder Abschied nehmen.  Morgen wollen wir weiter nach Sumbawa-Besar, der Hauptstadt der Insel Sumbawa.

Die paar Meilen sind dann auch schnell bewältigt. Wir landen in einer kleinen Bucht hinter dem Industriehafen, welche doch erst einmal sehr malerisch und vor allem bestens geschützt wirkt. Leider geht eine Hauptverkehrsstraße um die Bucht herum, so dass wir von allen Seiten die Fahrzeuge sehen und hören dürfen. Als dann am Abend in der engen Bucht auch noch 4 Fischer uns umkreisen, sind wir doch etwas genervt: Diese Boote sind mit starken Strahlern ausgestattet, um Fische durch das Licht anzulocken. Dafür hat allerdings jedes Boot einen Generator, welcher laut tosend die Abendromantik verdirbt. Wir beschließen, gleich am nächsten Morgen in die ungeschütztere offene Bucht umzuziehen.

Hier ist es dann wirklich schöner. Wir können baden, ein paar Touristenboote liegen in ausreichendem Abstand und die Stadt ist auch näher. Nur bei allabendlichen nördlichen Winden entsteht ein unangenehmer Schwell, den man dann aushalten muss. Wir ziehen durch die Stadt, können die Vorräte an Bord wieder aufstocken und finden endlich auch mal wieder ein herrliches Café. Zwei junge Männer betreiben das Geschäft mit Herzblut und erzählen uns viel über den guten indonesischen Kaffee. Im Café lernen wir außerdem noch Andi kennen. Andi ist Augenarzt im hiesigen Krankenhaus, hat in der Schule erstaunlicherweise etwas Deutsch gelernt und würde eigentlich gerne mal in Deutschland arbeiten. Wir ermuntern ihn dazu, tauschen Adressen aus und würden gerne für ihn einen Kontakt herstellen.

Weiß der deutsche Leser dieses Blogs eigentlich, welch hohes Ansehen Deutschland in der Welt hat? Ebenso die Geschäftsinhaber loben das Ingenieurwesen in unserer Heimat und auch in der Vergangenheit trafen wir große Bewunderer nicht nur in Indonesien, sondern auch in Südamerika und Samoa.

Etwas anstrengend ist, dass Besar wieder einmal eine „Hello-Mister“-Stadt ist. Quer über die Plätze und Straßen werden wir angebrüllt und sehr Sprachbegabte fügen noch ein „How are you?“ hinzu. Dazwischen braust der Verkehr, Mopedfahrer hupen uns an und bieten Taxi-Dienste an (in Indonesien läuft niemand freiwillig) und Bürgersteige gibt es auch kaum. Das kann schon recht anstrengend werden. So liegt der Entschluss nahe, demnächst wieder einmal in eine stille Bucht umzuziehen. Diese unsere Traumbucht liegt am westlichen Ende von Sumbawa und ist nur durch eine schmale Einfahrt zu erreichen. Tatsächlich sieht es hier dann auch in der Realität sehr malerisch aus. Rundherum geschützt, nur Vögel und Affengeschrei. Labsal für die von der „Großstadt“ geplagten Seele. Allerdings tauchen bald 4 Männer in einem Boot auf. Der Chef der Unternehmung ist der Dorflehrer. Er möchte, dass hier bald ein Hotel gebaut wird und um den großmächtigen in Jakarta firmierenden Großmogul (oder so etwas ähnliches) als Besitzer dieser Ländereien zum Geldgeben zu inspirieren, kam er (der Dorflehrer) auf die Idee, alle weißhäutigen Langnasen, die hier auftauchen, zu einem Unterstützer-Video zu missbrauchen. Wir sagen brav unseren Text auf und betreiben mühsam Small-Talk. Irgendwie wirken die Herren etwas schmierig-unangenehm. Nach knapp einer Stunde verlassen sie uns endlich. Eine Schachtel Zigaretten wechselt den Besitzer. Dann kommt ein Fischer: eine Schachtel Zigaretten, eine Lesebrille! Ein weiterer Fischer: mehrere Kugelschreiber! Dritter Fischer: eine Schachtel Zigaretten! Nun ist es langsam dunkel geworden und der Esmeralda-Supermarkt (ohne Kasse) schließt seine Pforten für heute.

Am nächsten Tage lassen wir die Insel Sumbawa bei einem frischen Südwest-Wind hinter uns und segeln flott auf einem Am-Wind-Kurs Lombok entgegen. Bald sind schon die hohen Berge zu sehen. Doch wie es nun weitergeht erfährt der treue Leser erst im nächsten Blog-Teil.

09.05. -01.06.2024 Flores

Es sind 200 Meilen von Pulau Hoga nach Maumere auf der Insel Flores. Die segeln sich relativ flott und unspektakulär dahin. Man meint es gut mit uns und hat ausreichend Wind zur Verfügung gestellt. Maumere ist eine größere Stadt, welche wir erwählt hatten, da wir den Kelimutu-Nationalpark im Landesinneren besuchen wollen und wir uns von hier aus gute Transportmöglichkeiten erhoffen. Doch erst einmal gibt es wieder einmal Obst und Gemüse auf dem lokalen Markt für die Esmeralda-Crew. Das macht wirklich Spaß in dem Riesenangebot die Auswahl zu treffen. Fair versuchen wir, unsere Einkäufe auf so viele Händler wie möglich zu verteilen. Auch hier erregen wir wieder besondere Aufmerksamkeit. Das stärkt ja wahrlich auch das Selbstvertrauen, aber der mitfühlende Leser mag sich auch mal die die Situation hineinversetzen, wenn bereits beim Ankermanöver das erste Boot mit Kindern („Hello Mister“) anrückt und Gastgeschenke erwartet und dann bei jedem Landgang permanent der ewig gleiche Schlachtruf („Hello Mister“) erschallt. Übrigens gilt diese Begrüßung unabhängig vom Geschlecht der weißhäutigen Langnasen und eine Antwort wird auch nicht prinzipiell erwartet, schallt doch der Ruf auch aus vorbeirasenden Autos und von den reichlichen Mopeds. Der mit freundlichen Umgangsformen gesegnete Angesprochene versucht natürlich doch immer auch mit einem freundlichen Wort zu antworten, jedoch erlahmt der gute Wille so allmählich und nach und nach fühlt er sich genervt. Naja, aber es gibt nun wirklich Schlimmeres…

Segelboot in Indonesien

Dann kommt der Tag des Aufbruchs zum Nationalpark. Wir wollen eine Nacht im nahe am Nationalpark gelegenen Ort Moni verbringen und so muss die gute alte Esmeralda alleine zurückgelassen werden. Das fällt immer schwer. Die Ankerplätze in Indonesien sind in der Regel nicht unkompliziert: meist zu tief, der Grund geht steil nach oben, dahinter droht auch schon das tödliche Riff. Und außerdem kann man sich auch nie so sicher sein, ob es nicht einen Interessenten für den einen oder anderen Gegenstand an Bord gibt. Wir sind weit und breit das einzige Segelboot hier und permanent fahren die neugierigen Fischer mit ihren laut knatternden Dieselmotoren direkt am Schiff vorbei und sind natürlich immer sehr interessiert am Bordgeschehen. Es muss aber sein! Mit der Polizeistation vereinbaren wir, dass wir das Dinghy direkt vor ihrer Nase im kleinen Hafen festbinden. Hoffentlich werden sie es im Blick behalten! Dann geht es mit dem Taxi-Moped zum Busterminal. Hier werden wir gleich von diversen Fahrern umringt, die uns gerne nach Moni fahren würden. Wir nehmen den ersten Besten, welcher uns in seinem PKW in schneller Fahrt in 2 Stunden nach Moni bringt. Wir hatten ja eigentlich mit den üblichen Mini-Bussen gerechnet und haben – wegen fehlender Verständigungsmöglichkeiten- nicht herausbekommen, ob man nur wegen uns diese Strecke fuhr oder ob wir nur willkommene Mitfahrer gewesen sind.

In Moni erwarten uns touristische Infrastrukturen. Ein paar Hotels, Cafés, Restaurants mit schöner Aussicht über die Bergwelt und auch ein paar Touristen sind hie und da zu sehen. Es ist sehr ungewohnt, nach langer Zeit mal wieder in einem regulären Bett ohne Wellenbewegungen und -geräuschen zu liegen. Um 4 Uhr morgens geht es am nächsten Tage los. Der Sonnenaufgang soll im Zentrum des Nationalparks an den drei verschiedenfarbigen Bergseen bewundert werden. Diese verändern mit zunehmender Sonneneinstrahlung ihre Farbe, und außerdem soll das ganze Spektakel einen sehr meditativen Charakter haben. Ein Fahrer fährt uns den Berg hinauf, retour wollen wir durch den Wald zurückwandern. Im ersten Dämmerlicht nach einer kleinen Nachtwanderung erreichen wir die Bergspitze und werden nicht enttäuscht. Die Seen, der Horizont und die umliegenden Berge erglühen in berauschenden Farben, die Tierwelt erwacht und meldet sich zu Wort und wir zwei unbedeutende Säugetiere sitzen mittendrin und dürfen dies erleben. Welch ein Glück!

Kelimutu Nationalpark

Der Abstieg wird anscheinend nicht oft genutzt: Der Weg verschwindet immer mal im Dickicht des Waldes. Wir freuen uns, die Funktionen unserer Seglerbeine endlich wieder einmal ausführlich zu testen und treffen dann auch noch freundliche Menschen. In einem kleinen Dorf werden wir von einer verschleierten Dame zu ihrem Kiosk gerufen. Es gibt Tee und interessante Gespräche. In unseren Vorurteilen sahen wir die islamisch geprägten Frauen doch in einer eher zurückhaltenden Rolle. Hier in Indonesien scheint dies jedenfalls nicht so zu sein. Gerade die muslimischen Frauen sprechen uns oft an, beherrschen auch zumeist die englische Sprache (was hier in Indonesien eher selten ist) und sind sehr offen und interessiert.

Unsere Dame erzählt uns von ihrem anscheinend konfliktfreien Leben in einem vorwiegend christlichen Dorf, berichtet vom mehrstündigen Schulweg ihrer Kinder zu einer islamischen Schule (obwohl eine christliche Schule genau gegenüber ist) und will natürlich auch viel über unser Leben in Deutschland wissen. Irgendwann müssen wir weiter und gehen nachdenklich unseren Weg. Warum sind Schulen überhaupt religiös ausgerichtet? Sollten Glaubensfragen nicht gerade aus dem Schulbetrieb eliminiert werden und bestenfalls eine Aufgabe der häuslichen Erziehung sein?

Nach unserer 3,5-stündigen Wanderung landen wir wieder im Hotel. Welch ein Luxus: Wir duschen ausgiebig, ziehen uns frische Sachen an und machen uns wieder auf den Rückweg. Diesmal wollen wir einen Mini-Bus ergattern, was vermutlich lustiger ist und auch hoffentlich ein paar Kontakte ermöglicht. Dem ist auch so, aber natürlich geht es langsamer voran und immer wieder werden große Säcke eingeladen (der Mitreisende muss seine Beine da irgendwo dazwischen fummeln) und auch wieder ausgeladen. Wir haben leider das Problem, den realen Fahrpreis nicht zu kennen. Wir fragen den unsympathisch wirkenden ´Schaffner´ und seine lange Pause und der für hiesige Verhältnisse recht hohe Preis lassen an einen deftigen Touristenaufschlag denken. Ich frage dann noch einmal meinen Nachbarn: Siehe da, der halbe Preis des Geforderten! Tatsächlich sind Transporte wie fast alles in Indonesien nicht sehr teuer. Aber Unverschämtheit sollte bestraft werden und so verlassen wir zurück in Maumere den Bus, bezahlen nur den wirklichen Preis und lassen schnell das Geschimpfe des Geldeintreibers hinter uns. Zum Glück ist unser Dinghy noch vor Ort und auch Esmeralda wartet am abgesprochenen Standort. So geht ein wunderbarer Ausflug auch wunderbar zu Ende.

Entlang unserer Reise an der Nordküste der Insel Flores in westlicher Richtung finden wir viele stille, schöne und geschützte Ankerplätze. Wir leisten uns den Luxus, in Tagesmärschen von 20-40 Meilen unterwegs zu sein. Der Wind ist immer noch recht unbeständig und vor allem schwächlich, so dass längere Strecken nur mit Hilfe des wackeren Perkins möglich wären. So trödeln wir dann lieber unter Segeln mit 2-4 Knoten Geschwindigkeit dahin.

Auf vielerlei Weise strahlt Indonesien eine besondere Exotik für uns aus. Die Menschen sind naturverbundener, fischen in ihren kleinen selbstgebauten Booten noch auf ursprüngliche Weise. Der wehmütige Gesang des Muezzins von der Moschee, der oftmals schon um 4 Uhr morgens zu hören ist und immer wieder bis zum Abend erschallt, berührt uns intensiv. Am Abend dringen die Geräusche der nachtaktiven Tiere aus dem dichten nahen Wald an unsere Ohren und schaffen eine eindrückliche Atmosphäre. Ein besonderes Land! Ach, wenn doch nur die Menschen nicht ihren Müll ins Meer werfen würden. Fast beständig treibt Plastikmüll um das Boot in einer Intensität, wie wir es nicht mal in Kiribati erlebt hatten. Es ist anscheinend ausreichend Geld für Gebetshäuser aller Art noch im kleinsten Dorf vorhanden, für eine einfachste Müllbeseitigung (z.B. Verbrennen) fehlt jegliches Verständnis. Überall begegnet man dem angeschwemmten Hausmüll in Massen, auch auf der unbewohnten Insel Gilibodo zum Beispiel. Dies müsste doch auch ohne intensive Aufklärung jedem Bewohner des Landes auffallen?! Die kleinen Kioske hängen voll von intensiv Plastik-verpackten Dingen, jeder Händler auf dem Markt oder im Einkaufsladen packt großzügig und ohne Nachfrage die Waren in Unmengen von Plastiktüten. Aus unserer Sicht wären kleine Änderungen mit größeren positiven Auswirkungen nicht so schwierig…

Nicht immer ist der Ankerplatz ruhig. Hat man etwas Pech, landet man an der Fischerboot-Autobahn und muss dann am Tage wie auch in der Nacht mit dem intensiven Geknatter der Dieselmotoren leben. Diese Motoren sind einfachste Einzylinder-Aggregate aus der Volksrepublik China, welche auf technische Spielereien wie Getriebe oder Schalldämpfer verzichten, werden noch per Hand mit einer Kurbel angeworfen und klingen wie ein Maschinengewehr. Vermutlich wie ein Maschinengewehr aus dem letzten großen Krieg, denn heute dürften auch Maschinengewehre bezüglich ihrer Schall- und Schadstoffemission Regularien unterliegen, so dass der Schütze beim Erschießen von Menschen nicht in Gefahr gerät, einer Berufserkrankung zum Opfer zu fallen… Sind wir jetzt etwas vom thematischen Pfad abgewichen? Ja, das sind wir!

Genau an diesem Platze hatten wir dann aber noch ein sehr schönes Erlebnis: Am nächsten Morgen beim Landgang spricht uns im kleinen Dorf (wieder einmal) eine verschleierte Frau in gutem Englisch an. Yanti ist Lehrerin in der örtlichen Schule und nimmt uns mal gleich dorthin mit. Großer Bahnhof erwartet uns auf dem Schulhof: Die vielen Fotos stellen einen Frühsport für unsere mimische Gesichtsmuskulatur dar, aber welch eine fröhliche Kinder- und Lehrerschar.

Auf dem Wege durch das Dorf sehen wir viel natürliches Leben. Besonders beeindruckend ist der Bau von wunderschönen Booten, die letztendlich ihren Ursprung in einem Baum im nahen Wald hatten und in reiner Handarbeit gefertigt werden.

Überall gibt es Berge, die bezwungen werden wollen. Aus der Ferne betrachtet sieht dies zumeist auch nicht kompliziert aus. Jedoch macht man sich auf den Weg, welcher übrigens in der Regel schnell irgendwo im Nichts endet, gibt es da so ein paar Komplikationen. Das eher unscheinbare hohe Steppengras läuft in vertrockneten Fäden aus, welche am Ende wiederum eine Dornenspitze haben. Läuft man durch dieses Gras, bohren sich die Dornen in die Kleidung und Schuhe und das wird sehr schnell schmerzhaft. Nach der ersten Wanderung sahen wir aus wie der heilige Sebastian: Zwar nicht durchbohrt von Pfeilen, doch gespickt mit unendlich vielen Dornen in Haut und Kleidung. Die T-Shirts waren unrettbar verloren, alles andere wurde in aufwändiger Kleinarbeit wieder gereinigt. Ein zweiter Wander-Versuch auf der wunderschönen unbewohnten Insel Gilibodo endete wieder im besagten Gras und die nun schlauer gewordene Esmeralda-Crew machte sich rechtzeitig lieber auf den Heimweg.

Dann ist auch schon der westliche Endpunkt der Insel Flores erreicht: Labuhan Bajo. Der Ort ist Ausgangspunkt für Fahrten in den nahegelegenen Komodo-Nationalpark und ist somit wieder etwas touristischer. Die Bucht ist voll mit Ausflugsschiffen, so dass wir uns lieber in eine ruhigere nördliche Bucht zurückziehen. Die Einkaufsfahrten absolvieren mit dem Dinghy; mit unserem neuen Außenborder, welcher sich jedenfalls momentan nicht die kleinen Gemeinheiten seines Vorgänger-Kollegen erlaubt, eine wahre Freude! Nun warten wir auf unseren lieben Freund und regelmäßigen Besucher Frank. Mit ihm wollen wir natürlich in den Komodo-Nationalpark und dort die Unterwasserwelt bewundern und die hier noch lebenden Riesenwarane treffen.

15.04. – 08.05.2025 Raja Ampat, Seram, Ambon

Zu einer unmenschlichen Zeit klingelt der Wecker. Das Flugzeug, mit Stefan und Beate im Gepäck, landet um 6:00 Uhr und wir wollen keinesfalls zu spät sein. Die Wiedersehensfreude ist groß. Glücklich schließen wir uns in die Arme. 

Wiedersehensfreude

Das Boot ist gewienert, aufgestockt und voller Vorfreude endlich wieder in See stechen zu können. Wir auch, da die Hitze und der fehlende Wind das Liegen in der Marina zeitweise unerträglich macht. Die in der Dämmerung anrückenden, blutrünstigen Mückenschwärme machen die Situation nicht leichter. 

Raja Ampat heißt das Ziel und dieses wollen wir nun  gemeinsam erkunden. Der Archipel liegt östlich derMolukkeninsel Halmahera und nordwestlich der Insel von Neuguinea. Die vier Hauptinseln sind Misool , Salawati ,Batanta und Waigeo.

Wir steuern malerische, charmante, idyllische und einsame Buchten an, aber auch immer mal Inseln mit Dorfleben. Auf der kleinen Fischerinsel Arborek fragen wir nach Tauchgängen. Betrübt müssen wir feststellen, dass die Basen nicht auf uns gewartet haben. Wahrscheinlich gibt es genug Hoteltouristen zum glücklich machen. 

Wir starten eine akribische Internetdurchforstung und werdendoch noch fündig. Napoleon Dive von der Nachbarinsel PulauMansuar ist bereit und geht mit uns tauchen. 

So sehen wir den berühmten Ort Manta Sandy. Er liegt südlich eines großen Riffs zwischen Arborek Island und MansuarIsland. Dieser Standort ist sehr planktonreich und dient als Reinigungsstation für Mantas. Zwei Korallenblöckebeherbergen die Putzertiere, die für diesen Dienst benötigt werden.

Wir erleben einen magischen Tauchgang, wo wir den beeindruckenden Mantas ganz nahe sein dürfen. Der zweite Tauchgang findet am Hausriff von Arborek statt und überwältigt uns ebenfalls mit einer Vielfalt an Fisch und Korallen. 

Auf Pulau Gam wollen wir den roten Paradiesvogel, der nur in Raja Ampat zu finden ist, bewundern. Dieser exotische Vogel führt ein komplexes Umwerbung,- und Paarungsritual im Morgengrauen durch.  Dem wollen wir lauschen. Um die grausame Zeit von 5:00 Uhr treffen wir uns mit einem lokalen Guide und werden von ihm durch den stockdunklen Wald,geführt. An einer Lichtung nehmen wir auf Holzbänken Platz und warten gespannt. Und tatsächlich im Morgengrauen sehen wir den Paradiesvogel kommen und lauschen seinem beeindruckenden Gesang. Ein einzigartiges Schauspiel was wir so schnell nicht vergessen werden. 

Raja Ampat ist leider ein sehr windarmes Gebiet. Immer mal wieder müssen wir den Motor zur Hilfe nehmen. Unser Besuch hat sich wahrscheinlich gedacht, dass es dann endlich mal „Erholung an Bord“ gibt. Von wegen, die Zeit wird effektiv genutzt und wir installieren unser neues Radargerät und flicken das Dinghy Cover. 

Fleißige Lieschen an Bord

Erstaunlicherweise stellt sich auch ganz schnell eine Nachlässigkeit ein. Große Überraschung, wenn dann bei aufkommenden Winden und dementsprechender Schräglagesich Flüssigkeiten auf dem Boden ergießen. Lernt man denn nie dazu?

Wir sind überwältigt von der Aufmerksamkeit, welche man uns in den Dörfern entgegenbringt. Nicht nur das aus jedem Munde ein: „Hello Mister“ gerufen wird, Kinder und Frauen wollen Selfis mit uns machen und nicht selten bekommen wir Kleinkinder für ein Foto in die Arme gedrückt oder man wünscht einfach eine kurze Berührung. Umringt von einer freudigen Kinderschar erkunden wir die Dörfer. 

Unser Wunsch auf Misool erneut zu tauchen gestaltet sich wieder schwierig. Die einzige Tauchadresse in Misool  ist das Eco Resort, die unsere Anfrage ablehnt. Durch Zufall werden wir dann aber auf dem lokalen Markt in Pulau Yillit fündig. Wir treffen unseren Schmuckverkäufer vom Vortag und es stellt sich heraus, dass er nicht nur Schmuck herstellt, sondern auch Tauchguide ist. Oh Wunder! Wir verabreden uns für den nächsten Tag zum Tauchen.

Die Esmeralda Crew ist natürlich, wie vereinbart, pünktlich um 8:00 Uhr fertig. Wer nicht erscheint ist unser Guide. Zu müßig ist es jetzt, die ganze Geschichte zu erzählen. Nur soviel sei gesagt,  es hat nicht mehr mit dem Tauchen geklappt.

Dafür aber am nächsten Tag und so hat es noch für alle ein Happy End gegeben. 

Wir verlassen Misool und steuern die Nachbarinsel Seram an. Nordwestlich hangeln wir uns nun von Bucht zu Bucht. Schnorcheln und kurze Landerkundungen gehören zum festen Tagesablauf. Manchmal kommen Fischer vorbei und verkaufen uns ihren fangfrischen Fisch.

 Der Wind hat mittlerweile zugenommen und tiefe ungeschützte Ankerplätze machen uns das Leben schwerer. Hochkonzentriertes Segeln ist hier ebenfalls geboten, denn immer mal wieder tauchen,wie aus dem nichts, Fischerhütten auf Flössen auf. Rumpon werden diese Flöße genannt und dienen als Fischereihilfe. Sie sind sowohl im flachen als auch im tiefen Meer installiert. Rumpons locken Fischschwärme an, die sich um den Rumpf versammeln, damit sie so leichter zu fangen sind.

Rumpon

Als wir unser Ziel Ambon erreichen, genießen wir nochmal einen sehr professionellen Tauchgang mit dem Dive Resort Ambon. 

Wir erleben einen Muck-Tauchgang und dürfen Kleinstwesen bewundern.

Am Nachmittag erwartet uns Juppi. Er hat uns über Kurzwelle angeschrieben und verfolgt uns nun schon seit geraumer Zeit über Winlink.  Juppi ist leidenschaftlicher Amateurfunker  und hat sein Hobby zu Passion gemacht. Außerdem liebt er Deutschland. Ohne große Vorankündigung steht er mit seinem Fahrer an Land und wartet auf uns. Er will mit uns Kaffee trinken gehen und danach bekommen wir eine private Sightseeing Tour geboten. Wir sind zwar etwas überrumpelt von dem plötzlichen Besuch, finden den Ausflug dann aber sehr interessant.

Der Abschied droht und für Stefan und Beate ist der letzte Tag auf der Esmeralda angebrochen. Wir gehen noch einmal in die Stadt, schlendern über die Märkte und genießen das Beisammensein. Wir haben die Zeit mit den Beiden sehr genossen und können es kaum fassen, dass es schon wieder vorbei ist.

Der Alltag ist zurück. Wir stocken Vorräte auf, kaufen einen neuen Außenborder und finden sogar Klappfahrräder. Da wir in nächster Zeit allerdings noch Besuch bekommen, halten wir uns mit einem Kauf zurück, um so das Platzproblem zu umgehen.

An unserer Anlegestelle am Strand befindet sich ein Gemeinschaftshaus, dass von vielen freundlichen Menschen genutzt wird. Wenn wir anlanden, entsteht meist eine große Freude und wir müssen denumhergereichten, selbgebranntenArrak mittringen. Furchtbares Zeug!!!

Bei unserer letzten Begegnung wurden wir zum Grillen eingeladen. Wir hatten schon andere Pläne so lehnten wir die Einladung zum Glück ab. Es stellte sich nämlich heraus, dass es Hund zum Grillen gab. Eine indonesische Tradition.

Wir fühlen, dass es Zeit wird weiterzuziehen. Die Banda Islands müssen wir leider, aufgrund der Wetterlage, verwerfen. Der Wind trägt uns nach Pulau Hoga. 

Die 280 Seemeilen sind schnell gesegelt, obwohl die Esmeralda Besatzung etwas kränkelt. Einen kleinen Infekt haben wir uns mitgenommen. Kein Wunder, wenn der Arrakimmer nur aus einem Glas getrunken wird!

In Pulau Hoga gehen wir an einem wunderschönen Riff schnorcheln und besichtigen das Stelzendorf Sampela. Dort leben die Bajau. Früher waren es Seenomaden aber nun drängt die Regierung Indonesiens darauf, das Volk sesshaft zu machen. Die Bajau fühlen sich nicht wohl an Land. Das Stelzendorf ist der Kompromiss auf das Drängen der Regierung.

Da unser Ankerplatz etwas rollig ist, wollen wir weiter. Das nächste Ziel heißt Flores.


23.04. – 14.04.2024 Yap, Helen Reef, Sorong

Die hinzugewonnene Zeit auf Yap nutzen wir für eine großartige Wanderung quer durch den Wald zur gegenüberliegenden Seeseite. Hier passiert man ein erst vor kurzem gefundenes amerikanisches Flugzeugwrack aus dem 2. Weltkrieg und viele der herrlich-sauren Mini-Mandarinen (Ja, lieber vielseitig gebildeter Leser: Die heißen natürlich nicht Mandarinen! Den Namen haben wir aber vergessen.). Ersteres lassen wir liegen, letztere sammeln wir auf. Man kann sie für Saft und Cocktails verwenden.

Aber auch am Montag haben unsere Fahrräder nicht mehr zurück zu uns gefunden. Die Polizei schreibt uns einen Brief für die Versicherung und dann verlassen wir Yap. Um das Thema dann auch abzuschließen, sei vermeldet, dass die Versicherung übrigens hierfür nicht aufkommt. Dafür hätten die Fahrräder von Bord gestohlen werden müssen. Wie gut, dass wir diese Versicherung haben. Man hört ja ständig von Fahrrädern, die von Booten verschleppt werden, obwohl sie dort versicherungsgerecht am Mast mit einem kräftigen Fahrradschloss gesichert waren.

Am 12.4. bekommen wir übrigens noch eine Mail aus Yap vom Chef des Department of youth and civic affairs. Sehr freundlich bedauert er noch einmal den Vorfall und bietet tatsächlich finanzielle Hilfe an. Nun sind wir doch sehr gerührt über die Anteilnahme, die dieser in Europa doch so simple Diebstahl hier ausgelöst hat. Wir werden weiter berichten!

Unser Fernziel ist ja nun Sorong in Indonesien. Auf dem Wege liegt jedoch in 550 Meilen Entfernung das Atoll Helen Reef, welches zu Pulau gehört, wo man jedoch gemäß dem immer informativen Seglertratsch 2 Tage ohne Einklarierung liegen darf. Die Fahrt dorthin verläuft unspektakulär. Lediglich bei einer der häufig notwendigen Halsen reißt mal wieder eine Naht am Großsegel und wir müssen nun wieder einmal nur mit Genua das Ziel erreichen. Zum Glück liegt ja unser neues Großsegel schon in Thailand fertig zum Abholen. Und bis dahin muss es noch irgendwie mit dem alten Segel gehen, so dass ca. 2 Meter Naht per Hand genäht werden müssen. Natürlich nicht auf hoher See, sondern am nächsten Ankerplatz!

Am 31.März taucht dann früh am Morgen ein kleines Inselchen sehr nahe auf. Das Riff selbst ist viel größer und weist in Nord-Süd-Richtung einen Durchmesser von 12 Meilen auf. Nur zu sehen ist es nicht, da der ansteigende Meeresspiegel nur noch ein 200×200 Meter großes Inselchen übriggelassen hat, auf welchem 4 Ranger leben. Diese funken wir brav an und werden fast ausgelassen begrüßt und herzlich eingeladen, einen Besuch abzustatten. Um in die Lagune zu kommen, muss man sich durch einen sehr verzwickten Pass kämpfen. Wir sind uns nicht sicher, ob unser Kartenmaterial stimmt (doch, war korrekt, wie sich herausstellt) und so freuen wir uns, dass wir sogar am Passeingang von einem Motorboot abgeholt und zur Insel gelotst werden. Hier werfen wir unseren Anker mit etwas gemischten Gefühlen. Letztendlich sind wir völlig ungeschützt und umgeben von Riffen. Sollte der Anker bei eventuellem Starkwind nicht halten, würde es sehr schnell gefährlich werden. Brain, der Chefranger, welcher uns dann an Bord besucht, erteilt uns dann noch einen Dämpfer: Von Badevergnügungen rät er uns ab, da in den letzten Tagen mehrfach ein Tiger-Hai in Inselnähe gesichtet wurde.

So, jetzt erst einmal die Arbeit: Will man 2 Meter einer parallel übereinander genähten Doppel-Zick-Zack-Naht per Hand nachnähen, erfordert dies zweier Personen, die auf je einer Seite des Segels die Nadel hin und her fädeln. Ein Lebenswerk! Insgesamt sind 8 Stunden nötig für diese Aufgabe, blutige Finger und Rückenschmerzen inklusive, wissen dann aber auch, dass hier so schnell nichts mehr passieren wird. Das hält!

Der nächste Tag ist dann dem Sightseeing vorbehalten. Brain holt uns mit dem Motorboot ab und führt uns über die Insel. Eine überschaubare Aufgabe! Wir lernen die 3 anderen Ranger kennen und treffen auf tausende von Vögeln, die hier nisten, brüten und Kinder aufziehen. Nie endendes Geschrei und ein Hitchcock-ähnliches Szenario. Vögel, Vögel, Vögel…

Da ein Ranger heute Geburtstag hat und die Bordbäckerei des Segelschiffes Esmeralda zufällig einen Kuchen gezaubert hatte, können wir uns mit den 4 einsamen Männern noch zusammensetzen und eine kleine Party abhalten. Wir erfahren, dass die Jungs alle 3 Monate abgelöst werden und auch nur alle 3 Monate per Versorgungsschiff mit Nahrung versorgt werden. Allerdings gibt es wohl zeitweise auch personelle Notstände, so dass Brain tatsächlich schon einmal ein ganzes Jahr hier am Stück verleben durfte. Unvorstellbar!

Was so an Arbeit zu leisten ist auf dem Atoll, erschließt sich uns nicht ganz. Nachts kommen die Schildkröten zur Eiablage an den Strand und die Ranger sammeln die später geschlüpften Schildkröten, die in der schützenden Nacht nicht zum Wasser gefunden haben, ein und bringen sie dann in der nächsten Nacht ins Meer. Es ist beglückend, diese kleinen Wesen mal in der Hand halten zu dürfen. Ansonsten wird mit Treibholz gerade eine Dusche gebaut und hin und wieder das Riff zur Kontrolle mit dem Boot abgefahren.

Irgendwie sind wir dann jedenfalls auch wieder froh, am 2.April in Richtung Sorong aufbrechen zu können. Der sehr ungeschützte Ankerplatz, der momentan sehr graue Himmel, die große Einsamkeit: Kein Platz zum längeren Verweilen. Trotzdem werden die so freundlichen 4 Inselbewohner wie auch das ganz besondere Ambiente dieser Insel einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Um dann das besondere Bild noch um eine weitere Nuance zu erweitern, treffen wir noch auf 2 Grauwale, die uns begeistert mit der Schwanzflosse zuwinken. Großartig!

Nun sind es nur noch gut 200 Meilen bis zum nächsten Kontinent (Asien) und zum Ende des Pazifiks.  Auch den Äquator gilt es mal wieder zu passieren und da in diesen Gegenden der Wind sich gerne zur Ruhe begibt, segelt es sich etwas beschwerlich. Zum Schluss muss dann der wackere Perkins wieder einmal aushelfen.

Und sonst? Ein Tölpel macht es sich auf unserem Anemometer in der Mastspitze bequem. Dafür ist das filigrane Teil nicht ausgelegt und so muss der Gast umquartiert werden.

Am 4.April taucht morgens Land auf. Indonesien! Asien! Der Indische Ozean (Beginnt der wirklich hier?)! Nach einigem Suchen finden wir den Eingang in die Tampagaran-Marina. Die Karte kann uns nicht helfen, hier fahren wir eigentlich über Land. Gegen Mittag liegen wir vor Buganker und gesichert durch 2 längere Heckleinen neben unseren Freunden von der Ayla und einem weiteren Boot. Wie ungewohnt! An jedem Ankerplatz hat man mehr oder weniger Privatsphäre. Hier nicht! Zugegebenermaßen klingt das vermutlich etwas zickig: An den einen Platz ist es zu einsam, am nächsten dann wieder zu belebt. Ja, das Glück ist ein schmaler Grat, auf welchem man aufmerksam balancieren muss.

Das Einklarieren ist erwartungsgemäß ein langwieriger Prozess und beansprucht uns fast 2 Tage. Überall sitzen wir ewig rum, immer fehlt irgendwas und dabei haben wir doch schon aus der Ferne reichlich Formulare ausgefüllt und mehr als 8 Mio. Rupien (naja, 500 Euro) für das Visum bezahlt. Erstaunen löste dann der Wunsch des recht strengen Immigrationsbeamten bei uns aus, ein gemeinsames Foto vor den Staatsinsignien mit uns zu schießen. Später gewöhnen wir uns daran: Taxifahrer machen Fotos von uns, rufen zu Hause die Ehefrau an und zeigen uns im Video-Call oder vermelden nur einfach das besondere Ereignis per Telefon. Kinder winken uns permanent zu, rufen „Mister, Mister“ und auch alle Erwachsenen grüßen und fragen gern nach dem Ursprungsland der Bleichgesichter und bannen uns auf Selfies. Hier kann endlich einmal mangelndes Selbstwertgefühl abgebaut werden.

Wir fühlen uns schnell wohl in Sorong. Überall Handel und Wandel; für lächerlich wenig Geld kann man im klapprigen gelben Kleinbus, im Uber-ähnlichem Maxim-Auto oder (die sportlichste Variante) zu dritt auf einem Moped durch die Stadt brausen. Es gilt wieder einmal dieses und jenes zu besorgen was an Bord als Ersatzteil benötigt wird. Wir freuen uns über viele Restaurants, die nun eine neue Küche, die asiatische, anbieten. Da wir am 14. April Gäste aus Deutschland erwarten, wird das Bord hergerichtet für die baldige Abfahrt nach Raja Ampat. Ganz Sorong feiert das Ende des Ramadans, was hier Eid al-Fitr heißt. Das geht sehr lautstark über die Bühne. Laute Musik und gerade der schräge, sehr beliebte Karaoke-Gesang rauben uns die nächtliche Ruhe. So freuen wir uns auf baldige stille Buchten und malerische Ankerbuchten.