30.04. – 08.05.25 Eine vermutlich kurze Episode in Thailand
Die Überfahrt nach Songkhla/Thailand ist recht unspektakulär. Schwache Winde aus der richtigen Richtung lassen die 150 Meilen recht lang werden. Nachts wollen Fischerboote ohne Zahl nicht von uns versenkt werden, so dass die Nachtwachen sehr unentspannt verlaufen. Da man mit reichlich Licht die Fische anlockt, sind die Boote nicht zu übersehen. Die Festbeleuchtung lassen jedoch die Positionslampen im Lichtermeer verschwinden, so dass die Fahrtrichtung ein ewiges Rätsel bleibt. AIS hat natürlich keiner und auch wir haben unser AIS auf Passivbetrieb gestellt, da vor Piraterie in dieser Region gewarnt wurde.


Dann taucht irgendwann Songkhla auf. Nach der Hafeneinfahrt tuckern wir noch ein paar Meilen den Flusslauf aufwärts. Wir haben von australischen Seglern zum Glück einen Tipp bekommen, wo man mit dem Dinghy anlanden kann, so dass die Entscheidung bezüglich des Ankerplatzes nicht sehr schwerfällt. Zeitweise wird hier mit Ebbstrom und Fluss-Strömung reichlich an der Kette gezerrt, aber im Schlamm des Flusses hält der Anker grandios.
An dieser Stelle sei nun auch endlich einmal der interessierte Leser über unsere weiteren Pläne aufgeklärt:
Wir sind bereits 7 Jahre unterwegs und eigentlich wollten wir schon längst wieder zu Hause sein. Gerne wollen wir auch wieder mehr Zeit mit der Familie verbringen. Nun ist das Reisen andererseits aber recht schön und gerade Südost-Asien hat so viel zu bieten, dass wir uns für einen Kompromiss entschieden haben. Wir wollen in diesem Jahr 6 Monate in Deutschland verbringen und die gute Esmeralda in dieser Zeit in einer Marina in der Nähe von Bangkok zurücklassen. Dies muss nun aber mit den widerwärtigen Zoll- und Immigrationsregeln des Landes in Einklang gebracht werden.
Es ist noch früh am Morgen, und was gäbe es jetzt Besseres zu tun als sich in den Behördenkrieg zu stürzen. Wir landen mit dem Dinghy bei einer Art Fischereiaufsicht und werden freundlich vom Chef dort in Empfang genommen. Mit ihm zusammen und einem netten, dort gerade arbeitenden Beamten der Hafenbehörde wird der Fahrplan abgesteckt. Zuerst Hafenamt, dann Immigration und dann Zoll! Der Beamte fährt uns gleich mit seinem Moped (ja, ohne Helm, zu dritt) zur ersten Anlaufstelle und findet für uns einen englisch-sprechenden Kollegen dort. Ungefähr eine Stunde vergeht mit dem Suchen nach den richtigen Dokumenten aus Malaysia, dem Kopieren unendlicher Papierberge etc. Nun kommt der Hauptakt: Immigration! Thailand hat entsetzliche Regeln bezüglich der Visavergabe. Hier wird unterschieden zwischen Crew und Passagier. Crew bekommt in der Regel nur 30 Tage (nur in Phuket werden 60 Tage vergeben), Passagier 60 Tage. Der Crew ist es auch nicht erlaubt, das Land als Crew zu verlassen. Eventuell kann man hier den Status ändern, was aber auch überall verschieden gehandhabt wird. Es gäbe noch viele Details, was vermutlich aber den Leser eher langweilen wird. Wir hoffen jedenfalls noch sehr, dass die Kollegen auch für den „Kapitän“ 60 Tagen Aufenthaltsrecht herausrücken. Die Entscheidung wird aber erst einmal vertagt, da nach dem ersten Schwung ausgefüllter Formulare nun doch die Herrschaften vom Zoll besucht werden sollen. Die wohnen nun leider auf der anderen Seite des Flusses. Also Fußmarsch in glühender Hitze, Fähre, nochmals Fußmarsch und schon erreichen wir das gut klimatisierte Gebäude des Zolls. Ungefähr 15 Kollegen drücken gelangweilt auf ihren Telefonen herum, keine Kundschaft außer uns. Freundlich überreicht man uns erst einmal 2 Flaschen Wasser und versucht uns dann zu überzeugen, dass wir hier eigentlich am falschen Ort sind. Endlich findet sich ein englisch-sprechender junger Kollege und, ah-Überraschung-, wir sind erst einmal doch hier richtig. Große Kopierarie, einige Kollegen versuchen ein heimliches Selfie mit uns zu machen, viele Fragen, Austausch von Telefonnummern… Nun geht es weiter zur nächsten Zollbehörde. Der Kollege Pförtner fährt uns mit seinem Moped freundlicherweise dorthin! Hier dann wieder Formulare, Kopien, viele Fragen… Mittlerweile ist es später Nachmittag. Wir unterschreiben ein Formular, dass unser Boot spätestens am 1.8.25 aus Thailand verschwinden muss! Die Strafgebühr bei Nichtbeachtung ist horrend (mehr als 8000,-Euro). „Aber wir wollen doch nach Deutschland fliegen, das Boot hierlassen?“ „DAS GEHT NICHT!“ Laut unseren Informationen kann ein Boot erst 6 Monate und weiterhin mit Verlängerungen bis zu 2,5 Jahre im Lande bleiben. Aber wer garantiert uns das? Na, das fängt ja gut an. 800 Baht müssen noch berappt werden, allerdings in der ersten Zollbehörde wieder. Also zurück per Moped! Nun hoffen wir noch schnell vor Ladenschluss zu den Freunden von Immigration zu gelangen. Das klappt auch per Moped und wir lernen eine selbstbewusste Dame kennen, anscheinend die momentane Chefin hier, die uns natürlich keine Sonderbehandlung zuteilwerden lässt. Passagier: 60 Tage! Kapitän: 30 Tage! Jetzt lassen wir doch den Kopf etwas hängen. Wie soll das alles gehen? Gibt es irgendeinen nachvollziehbaren Grund für dieses Wirrwarr?
Auf den einschlägigen Seglerseiten im weltweiten Netz findet man auch Informationen, wie andere Segler solche Probleme lösen konnten. Dies geht aber immer nur mit kooperierenden Beamten. Die haben wir hier aber nicht. Wir suchen Rat bei Agenten, anderen Seglern, den Betreibern der von uns avisierten Marina, Behörden in Phuket… Wenn man denn überhaupt eine Antwort bekommt, dann ist das Resultat negativ. Wir gehen nochmals zur Immigrationsbehörde und treffen nun auf eine sehr freundliche und englischsprechende Dame, die uns zuhört und auch unser Problem versteht. Sie gibt sich viel Mühe, telefoniert herum, kann uns aber auch keine Hilfe anbieten.
Und nun? Wir können nicht mal eben bis Bangkok segeln in der Hoffnung, dass sich das schon klären wird. Also muss ein neuer Plan her!
Die Insel Borneo wäre ja bereits unser Ziel gewesen, wenn die Hauptwindrichtung im November besser gepasst hätte. Von hier aus wäre die teilweise zu Indonesien, Malaysia und Brunei gehörende Insel gut erreichbar. Es gibt mehrere malaysische Marinas, wo das Boot an Land oder an einem sicheren Liegeplatz auf uns warten könnte. Die relativ unkomplizierten Visa- und Zollregeln kennen wir und wären kein Problem. Zeit genug, um die 800-1000 Meilen (je nach Zielpunkt) zu bewältigen, hätten wir auch noch. Wenn jetzt nicht noch ein Wunder passiert, bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als diesen Weg zu nehmen.
Dabei würden wir so gerne noch hier sein! Songkhla ist eine nicht-touristische Stadt mit vielen hübschen Ecken, entlang des Flusslaufes gebaut. Affen turnen mitten in der Stadt über die Strom- und Telefonleitungen. Da Thailand im 2. Weltkrieg zu den neutralen Staaten gehörte, ist hier wenig zerstört worden und man findet interessante alte Häuser aus frühen Epochen. Es macht Spaß, in den kleinen völlig chaotischen „Baumärkten“ und Shops zu stöbern. Hier findet man fast alles: rostige Schrauben, Edelstahlrohre, Ketten. Überall wird in Kleinstgeschäften irgendwas repariert, was man in Europa längst weggeworfen hätte. Die Menschen sind sehr freundlich, auch wenn die Verständigung meist schwerfällt. Wie gerne würden wir dieses Land näher kennen lernen!











