09.05. – 10.06.2025 Thailand, Indonesien und wieder Malaysia
Ach, lieber Leser, das Wunder ist nicht geschehen! Schwermütig entscheiden wir uns, Thailand wieder zu verlassen. Aber die völlig undurchsichtigen Zoll- und Immigrationsbestimmungen erlauben keinen anderen Entschluss. Es beginnt wieder der bereits beschriebene Behördenmarathon, diesmal jedoch noch unter etwas härteren Bedingungen: Beim Besuch der Hafenbehörde erfahren wir erst einmal, dass heute (ein Freitag) das Land irgendetwas feiert. Die Dame, die aufpasst, dass keiner die Hafenbehörde klaut, empfiehlt uns, am Montag wiederzukommen. Aber nun haben wir beschlossen, heute auszuklarieren und wir versuchen es mit energischem Protest. Tatsächlich wird eine Kollegin gerufen, die bereit ist, heute die Formalitäten für uns zu erledigen. Doch so einfach ist die Welt hier nicht: Es stellt sich heraus, dass der Strom für den ganzen Tag abgeschaltet ist und wieder gibt es die Empfehlung, an einem anderen Tage wieder aufzutauchen. Erneuter Protest! Nun nimmt die wirklich hilfsbereite Dame, die anscheinend gezwungen war, ihre kleine Tochter mitzubringen, unsere Formulare mit, düst mit dem Moped ab und kommt tatsächlich mit den notwendigen Dokumenten nach ungefähr einer Stunde zurück. Anscheinend konnte sie zu Hause auch diese Arbeit erledigen. Wir bezahlen einen größeren Betrag für was auch immer und sind trotzdem sehr dankbar, dass wir die erste Hürde bewältigen konnten.

Weiter geht´s zum Zoll! Hier sitzen ein paar Kollegen herum, bearbeiten unseren Fall und eine nette Dame fährt uns zur 2. Zollbehörde, wo wieder diverse Papiere ausgefüllt werden und dafür eine anständige Feiertagsgebühr berechnet wird. Es herrscht großes Erstaunen, warum wir schon wieder abreisen wollen. Müssen wir den Herrschaften jetzt noch ihre eigenen Regeln erläutern?
Bei der Immigrationsstelle (wieder eine Feiertagsgebühr) wird der Rest erledigt, noch ein Foto mit uns und auch vom Boot aufgenommen und wir können los.
Es ist jetzt Nachmittag, aber wir haben keine Lust mehr hier länger zu bleiben. Knapp 200 Euro haben wir für Ein- und Ausklarieren bezahlt und es entsteht das Gefühl, dass der erhaltene Gegenwert dies nicht halbwegs rechtfertigt.
Also Anker hoch und los! Doch nun will uns Thailand nicht gehen lassen. Das Boot hatte sich ja reichlich in den vergangenen Tagen im Gezeitenstrom gedreht und hat sich dabei um ein aus Moniereisen, Holz und Netz bestehendes Gebilde am Grund des Flusses gewickelt. Unlösbar haben sich die dicken Metallstangen in den Kettengliedern verhakt und eine Stunde lang flexen wir, vom Dinghy aus, die Kette langsam frei.

Dann das Meer! Unendliche Weite!

Es gibt nun 3 mögliche Wege in eine sichere Marina zu gelangen, wo wir das Boot ein halbes Jahr lassen können.
Wir könnten nach Kudat an der Nordwestspitze von Borneo segeln, wo wir das Boot an Land legen müssten. 1000 Meilen! Nur leider haben wir – malaysiatypisch- trotz mehrfacher Anfragen keine Antwort bekommen, so dass wir nicht wissen, ob ein Landliegeplatz verfügbar wäre.
Wir könnten nach Miri segeln (850 Meilen), wo es eine Marina gibt. Dort haben wir Kontakt zum Hafenmeister und auch zu Walter und Gisela, zwei deutschen Seglern, die dort den Transocean-Stützpunkt betreiben. Dieser Platz erscheint uns aus dem Bauchgefühl heraus als ein guter Ort, um das Boot längere Zeit zu lassen.
Auf dem Wege nach Miri könnten wir an der zu Indonesien gehörenden Insel Natuna einen Zwischenstopp einlegen, was die Gesamtstrecke in zwei Etappen von 500 und 350 Meilen aufteilen würde. Für Indonesien haben wir allerdings kein Visum, aber die immer optimistische Esmeralda-Besatzung meint, dass das schon irgendwie gehen wird.

Diesen letzten Weg wählen wir also und kämpfen uns durch Schwachwinde und ständig drehende Winde langsam dem ersehnten Ziel näher. Jede Nacht gibt es hier in der äquatorialen Konvergenzzone reichlich Gewitter, welche dann für massiven Regen und Starkwind sorgen. Langweilig wird es also nicht. Da Malaysia in dieser Gegend des Meeres intensiv nach Öl und Gas bohrt, gilt es sich aus dem Offshore-Verkehr herauszuhalten und auch die Bohrinsel möglichst zu umfahren, was die Wegstrecke auch nicht abkürzt. Nach einigen Tagen taucht dann aber tatsächlich die indonesische Inselwelt auf und wir suchen uns einen Ankerplatz in einer kleinen Bucht. Die Küstenwache hat unser Erscheinen registriert, funkt uns an und erfragt die Gründe für die Ankunft. Wir müssen tatsächlich Diesel nachtanken, was die Kollegen aber irgendwie nicht so richtig registrieren. Egal! Nach der doch recht stressigen Tour freuen wir uns auf eine ungestörte Nacht mit viel Schlaf.

Um 4 Uhr morgens des kommenden Tages werden wir durch Stimmen und Taschenlampengefuchtel geweckt. Ein Motorboot mit 5 (!) Kollegen der Immigrationsbehörde legt an und entert an Bord. Natürlich wollen sie unsere Visa sehen, welche wir ja nicht haben. Wir erklären, dass wir Diesel tanken müssen und dies sozusagen ein Notfall ist. Lange wird debattiert, Rücksprache mit weiteren Kollegen an Land gehalten (Wie viele Menschen sind denn mitten in der Nacht hier eigentlich beschäftigt?) und nach 2 Stunden -mittlerweile wird es langsam hell- bekommen wir von den durchaus netten Beamten die Erlaubnis zu tanken und sollen dann aber schleunigst die indonesischen Hoheitsgewässer wieder verlassen. Nun ja, eigentlich wären wir gerne noch 1-2 Tage hiergeblieben. Aber wir fügen uns der Gewalt!



Wir fahren später mit Kanistern beladen im Dinghy an Land, werden dort von einem anscheinend dafür herbeorderten Menschen in Empfang genommen und zur Tankstelle geleitet. Glücklicherweise haben wir noch ausreichend indonesische Rupien, da nur Bargeld akzeptiert wird. Dann geht´s zurück, Diesel einfüllen, Anker hoch und die nächsten Tage gibt es wieder viel Wasser zu sehen. Noch bis in 100 Meilen Entfernung von der Insel umkreisen uns immer wieder kleine indonesische Fischerboote und eines nimmt sogar Kontakt zu uns auf. Zwei Fischer an Bord werfen uns Kusshände zu und wir sind im ersten Moment ratlos. Liebesbedürftige Menschen auf hoher See? Nein, später sehen wir, dass sie die Rauchergeste demonstrierten, was heißt, dass sie Zigaretten gegen Fisch tauschen wollen. Wir erhalten einen schönen Thunfisch und zwei Grouper (eigentlich wollten wir nur einen Fisch). Ein Schachtel Zigaretten wechselt dafür den Besitzer.


Ansonsten verschwimmen die Tage zu einem Einheitsbrei: weiterhin drehende, schwache Winde, abgelöst durch meist nächtliche Squalls mit heftigem Regen. Gemäß den Erwartungen taucht aber auch irgendwann Borneo auf. Da gerade Hochwasser ist, können wir mit unseren 1,8 Meter Tiefgang gerade so in den in der Einfahrt sehr flachen Hafen einlaufen, Leinen rüber und wir sind da.

Am nächsten Tage geht’s wieder zu den Behörden. Doch wie einfach ist hier alles! Gegen Mittag sind wir schon fertig. Wir kennen ja die unkomplizierten Regeln, fragen aber doch die Zollbeamtin, nur um die schönen Worte zu hören, ob wir das Boot für ein halbes Jahr hier liegenlassen können: „Ja, natürlich, kein Problem!“ Wir sind sehr froh, das unsichere Thailand gegen Malaysia ausgetauscht zu haben.




Nun besuchen uns auch Walter und Gisela. Beide kennen sich hier natürlich gut aus und können uns per Auto zu den wichtigen Firmen bringen, da jetzt noch ein paar lange aufgeschobene Reparaturen abgeschlossen werden sollen. Ein paar Holzarbeiten an Grätings und Deckbelag, der Aluminium-Auspuffsammler muss geschweißt werden, wir wollen die weißen Areale des Bootes streichen und brauchen entsprechende Farbe und vieles mehr. Tagsüber arbeiten wir fleißig, abends fallen wir in eines der vielen schönen Restaurants ein oder treffen andere Segler und Freunde von den beiden deutschen Seglern. So sind wir sehr schnell in eine kleine Community integriert und wissen, dass wir mit Miri den richtigen Platz gefunden haben. Miri ist eine sehr schöne grüne Stadt, gelegen an einem Flusslauf, welcher auch von Krokodilen bevölkert wird. Somit besteht mal wieder Badeverbot!

Es bleibt sogar noch Zeit, bei Alan, einem Starfriseur chinesischer Abstammung, unsere Köpfe einer Generalreparatur zu unterziehen. Ein lustiges Abenteuer in sehr entspannter Atmosphäre im wunderschönen Salon des Experten.



Dann ist es auch schon Zeit, sich um den Heimflug zu kümmern. Esmeralda wird sicher vertäut und auf die halbjährige Wartezeit vorbereitet. So lange war sie doch noch nie alleine und wir hoffen, dass alles gut geht. So endet jetzt dieser Blog erst einmal für einige Monate und wir melden uns im Januar 2026 zurück!
