äußere Hebriden

01.08.2018

In Stornoway regnet und stürmt es oft. Es gehörte kein größeres planerisches Geschick dazu, einen solchen Tag für den Einfall auf Lewis, der größten Insel der äußeren Hebriden, zu wählen. Nach dem Ablegen auf Stromness war bis zum Cap Wrath, der nordöstlichen Spitze von Schottland, das Seglerleben noch in Ordnung. Sonne, moderate Winde … Gegen Mitternacht erreichen wir das Kap und hier wird es plötzlich anders: Der Wind frischt auf, kommt nunmehr genau gegenan, die Welle wird größer. Überkommende Brecher verderben die Frisur und danach wird das Wasser unbarmherzig von der Erdanziehung in die entlegensten Körperregionen  geleitet. Nachgespült wird mit schottischem Regen, welcher erstaunlicherweise nicht von oben sondern von vorne kommt! Wir lösen uns nun ein- bis zweistündlich ab, da es anstrengend wird und wir auch selbst steuern müssen, um ans Ziel zu kommen.  Aber niemand hat uns eingeladen, zu dieser Zeit an diesem Ort zu sein und darum Schluss mit der Nörgelei. Wir erreichen jedenfalls am Nachmittage Stornoway. Auch die Mannschaft der „Filou“ kommt bald an und wir versorgen notdürftig die schlimmsten Wunden, bringen die Schiffe wieder in einen einigermaßen schwimmfähigen Zustand, zupfen die Kleidung zurecht und bringen die Frisur in den vorgeschriebenen Zustand. Danach geht es – man ahnt es- in den Pub! In kollektiven Gesprächen werden die letzten 24 Stunden aufgearbeitet und nach 2 Getränken kommen wir einstimmig zu dem Beschluss, dass das Tagesziel erreicht ist und die Seefahrt sich entwickelt hat! Die Reiseleitung erklärt spontan den morgigen Tag zu einem freien Tag! Stürmischer, nicht enden wollender Applaus! So endet der Tag- Gute Nacht!

02.08.2018

Wir holen die Fahrräder aus den Tiefen des Schiffes hervor und brechen zu einer Radtour auf. Lewis ist von einer herben Schönheit: Berge, viele Seen im Landesinneren, Moorlandschaft, kleine graue Dörfer. Wir besuchen Steinsetzungen, die es in diesen Gegenden sehr häufig gibt und deren Bedeutung nach wie vor unbekannt ist. Wir freuen uns über diesen schönen Tag und die sportliche Form der Bewegung.

03.08.2018

Früh am Morgen legen wir ab in Stornoway und segeln zur Nachbarinsel Skye. Die Gezeitenströmungen, welche zwischenzeitlich recht bedeutend die Kurse und die Geschwindigkeit des Schiffes beeinflussen, lassen die 40 Seemeilen recht lang werden. Am Nachmittag ankern wir dann in einer reizvollen Bucht vor der kleinen Ortschaft Stein. Wir machen das Schlauchboot klar und rudern an Land.

Die Häuser sind hübsch und gepflegt und weiß angestrichen. Dies ist recht auffallend für uns. Die Dörfer auf Lewis erinnerten stark an das sozialistische Dorf aus alten Zeiten: Grauer Putz, halbfertige Häuser… Gerne stellte man auch die Fahrzeuge der letzten Jahrzehnte als Ahnengalerie in den Vorgarten, in welchen nun die Kinder spielen konnten.

In Stein gibt es einen gepflegten Pub, in welchem mal nicht 5 Fernseher mit 6 verschiedenen Programmen laufen. Auch Spielautomaten findet man hier nicht. Das Essen ist vorzüglich und man kann zwischen verschieden Weinen wählen. Ein schöner Abschluss dieses Tages. Großes Erstaunen allerdings, als wir unsere Schlauchboote, welche wir weit an Land gezogen und zum Glück angebunden hatten, nun im Wasser schwimmen sehen. Die Flut, das unbekannte Wesen…  Wir ziehen die Hosen aus und kommen auch endlich mal wieder zu einem recht erfrischenden Bad.

04.08.2018

Heute soll es zur kleinen Insel Canna gehen. Morgens laufen wir die Bucht entlang – wir haben beschlossen, dass es so nicht weiter gehen kann und wir mehr sportliche Ertüchtigung brauchen. Dann legen wir gezeitentechnisch günstig gegen Mittag ab und haben nun den ganzen Nachmittag den Strom mit uns. Bei rauschender Fahrt erreichen wir gegen Abend das Inselchen. Delphine begleiten uns zeitweise!

In der malerischen Bucht erwischen wir eine Mooringtonne und können so die Nacht friedlicher, ohne Angst, dass der Anker nicht hält, verbringen!

05.08.2018

Während die Mannschaft der „Filou“ bereits am Morgen in Richtung Tobermory aufgebrochen ist, wollen wir einen Tag noch auf Canna verbringen. Nachdem der heftige Regen gegen Mittag langsam ein Ende findet, rudern wir mit dem Schlauchboot an Land und versuchen die Insel zu Fuß zu umrunden. Wegen vieler Berge und sumpfiger Wiesen erweist sich dies als schwieriger als gedacht. Es gibt 3 Kirchen auf der Insel, was bei ca 16 Einwohnern doch eine mäßige Überversorgung darzustellen scheint. Nach vielen Bächen, Wasserfällen, Schafen, Kühen, Graugänsen und Austernfischern erreichen wir am Abend die Inselkneipe und treffen hier auch die anderen in der Bucht liegenden Segler!

Unsere Gebühr für die Mooringtonne entrichten wir im Shop nebenan. Was uns sehr erstaunt: Der Laden ist generell unbesetzt und 24 Stunden am Tage geöffnet. Man nimmt sich, was man braucht und legt den Betrag in eine Kasse. Ebenso macht man es mit den Liegegebühren. Schön, dass so was zu funktionieren scheint. Anstrengend wird es noch einmal, als wir zum Boot zurück müssen. Heftiger Regen und stärkerer Wind gegenan machen die 800m zu einem sportlichen Ereignis. Aber, wir kommen an und wechseln unsere nasse Kleidung.